Vorwort/ Preface

 


Das Ruhrgebiet und England haben eine gemeinsame Industriegeschichte des Bergbaus und der Rohstoffgewinnung — eine Geschichte der Landschaftserosion und des sozialen Wandels. Die Auswirkungen industrieller Prozesse sind oft verborgen, aber sie sind in unseren Körpern und der Landschaft, die wir bewohnen, verinnerlicht. Between Bodies and Place brachte zwölf Künstler*innen aus den beiden Performance-Kunst-Netzwerken PAErsche (DE) und SITE (UK) in Essen, Deutschland zusammen, um einen Dialog über diese Auswirkungen zu eröffnen.

Die Intention des Austauschs ergab sich aus dem gemeinsamen Interesse von PAErsche und SITE, Dialoge und Kollaborationen in der Performance-Kunst als Rahmen zu nutzen, um gemeinsame soziale Anliegen zu hinterfragen und sich gegenseitig zu stärken und zu unterstützen. Die Künstler*innen wohnten eine Woche

lang zusammen und erkundeten von dort aus die einzelnen Performance Orte und das Ruhrgebiet. Leider wurde der Austausch durch Covid-19 beeinträchtigt und drei Künstler*innen mussten sich im Laufe des Projekts selbst isolieren. Der performative Austausch wurde jedoch durch zuvor geteilte Objekte und Gesten fortgesetzt.

Die Begegnungen während der gemeinsamen Zeit beeinflusste die drei kollaborativen Performances die an unterschiedlichen, dem Ruhrgebiet eigenen Orten stattfanden: der Aussichtsplattform des Autobahnkreuzes Bo-West in Bochum, dem Rheinorange in Duisburg und der Schurenbachhalde in Essen. Nach jeder Performance kehrten die Künstler*innen und Gäste in jeweils lokale kulturelle Orte ein, wo ein offenes Treffen und Abendessen stattfand.

Während der Performances entstanden visuelle Bilder durch die Erforschung von Gesten, Berührungen und Verbindungen zwischen den Künstler*innen und der Umgebung im Moment. Durch diese Begegnungen wurde ein empathischer Raum für einen geologisch mitfühlenden Austausch eröffnet, der durch Körper-zu-Körper- Synergien und Synchronizitäten unter Verwendung nachhaltiger und sensibler Methoden ermöglicht wurde. Dies ermöglichte eine ephemere, zeit- und ortsspezifi- sche Performance-Praxis, die sich in der Gegenwart offenbart.

Durch die Schaffung von Verbindungen zwischen Körpern, anderen Menschen und der Landschaft in einer Zeit, in der wir getrennt und distanziert sind, untersuchte dieses Projekt, wie eine Plattform für das Lernen innerhalb unserer sich schnell verändernden politischen, sozialen und physischen Landschaft entstehen kann. Dies ermöglichte eine vorübergehende Umwandlung von Orten politischer und ökologischer Zerstörung in Orte der Begegnung, des Diskurses und des kreativen Ausdrucks.

gesprochen von Thomas Reul

The Ruhr region and England have a shared industrial history of mining and resource extraction — a history of landscape erosion and social change. The effects of industrial processes are often masked but internalised in our bodies and the landscape we inhabit. Between Bodies and Place brought together twelve artists from the two performance art networks PAErsche (DE) and SITE (UK) in Essen, Germany as an invitation to open up dialogues regarding these effects.

The intention of the exchange emerged from the shared interest of PAErsche and SITE in using dialogues and collaborations in performance art as a framework for questioning shared social concerns, and to empower and support each other. The artists stayed together for a week and explored the individual performance venues and the Ruhr region. Unfortunately, the exchange was affected by Covid-19 and during the course of the project three artists had to self isolate. However, the performative exchange was continued through previously shared objects and gestures.

The encounters during the time together influenced the three collaborative performances that took place at different locations unique to the Ruhr region; the viewing platform on the Bo-West freeway interchange in Bochum, the Rheinorange in Duisburg and the Schurenbachhalde in Essen. After each performance, the artists and guests went to a local cultural venue for an open gathering and dinner.

During the performances visual images emerged in the moment, through exploration of gestures, touch and connections between artists and the environment. Through these encounters an empathic space was opened up for a geologically compassionate

exchange afforded by body-to-body synergies and synchronicities using sustainable and sensitive methodologies. This allowed for an ephemeral performance practice, specific to time and place, and revealing itself in the present.

In creating connections between bodies, others and the landscape in a time when we have been disconnected and distanced, this project explored how a platform for learning within our rapidly changing political, social and physical landscape may emerge. This enabled a temporary transformation of places of political and ecological destruction into sites for encounters, discourses and creative expressions.

spoken by selina bonelli

Text: Helen Davison, Marita Bullmann, selina bonelli & Thomas Reul