Boden

Die Gedanken laufen ab
Die Erinnerung an Regen bildet Kanäle
Ich folge ihnen zu stehenden Teichen

Salz, Schweiß, Kristalle knacken unter meinen Fersen

Boden

Glas

Flaschen, die in trägem Trotz geschleudert werden, oder vielleicht aus Neugier?
Ruhe; verstreut und zerbrochen

Stille

Bis auf das ferne Brummen des Verkehrs, das hereinweht in

Fragmenten

Das Knirschen von Körpern, die sich über trockene Erde bewegen
Langsame Glieder – übereinander geschleift

Unterschiedliche Farbtöne der sich trennenden Materie

Feiner Staub, in niedrige Dünen geblasen
Von der Sonne aufgesaugt und von der Aussetzung zu ihr gebleicht

In einer Schicht aus grauem Schlick
Ein Abdruck bildet sich um meine Berührung
Eine nachhaltende Vertiefung
Bricht zusammen
In fruchtbare Erde, tiefes Verlangen, Leer

*

Nachtkerzenspeere lehnen sich heran, um einen Kommentar abzugeben
Eine Decke aus schüchternem Geflüster, handgenäht
Ich pflücke eine (ihr Gelb hebt sich stark von der Holzkohlepalette ab)
Ich halte dich in meinem Mund

Wir unterhalten uns in leisen Tönen
Gemurmelte Bedenken und kleine Befürchtungen
In eine fette Zunge gewickelt

*

Du wächst in blühenden Staubwolken
Aufgewirbelt vom Boden

Verschwommene Glieder – durch Schichten hindurch berührend

Rohe Wolle verhakt sich an schwieliger Haut, gehärtet durch Wiederholung

Knisterndes Papier entfaltet sich im Wind, kräuselt sich in den weiten blauen Himmel hinaus.

Der Körper dehnt sich in neue Bahnen aus

Noten verklingen
Das pfeifende ‚o‘ einer Öffnung
Die Frage eines Atemzugs

Zerknittertes Metall wird geglättet und bildet einen Spiegel

In dem Dich sehe, auf und ab gehend
Suchend
Kreisend

Du willst sehen
Wo die Haut bricht

Gehauene Momente
Ausgegraben
Aber ohne jede Erwartung

*

Ich fühle das Gewicht von dir –
Stell mir dich säuberlich in kleinen Vitrinen vor
Winzig, aufgeräumt
Ein schillernder Eisvogel, falsch gedruckter Tourismus auf Porzellan, Puter, rostfreiem Stahl

Funktionslos

*

Ein Reflex, ein Blick, taumelig mit Schlaf
Ihre Abwesenheit dämmert mit der erwachenden Sonne

Eine Hand streift das fleischige Fleisch meines Oberschenkels
Die Spur, die sie hinterlässt, hat die Farbe der Augenlider
Ich schließe sie gegen den Wind
Gegen die verstreute Erde

Was habe ich gesammelt?

Einen Fingerhut voll Asche?

Fremden Staub?

*

Ich trage die Schuld, wie ich die Erleichterung trage
Es zerrt an meinem Ärmel

Führt mich
in der Prophezeiung
eines gemeinsamen Verständnisses

Ich möchte sehen, wohin du mich führst
Vielleicht zeigst du endlich deine Reue?

gesprochen von Akal Kiret

Ground

Thoughts run off
The memory of rain forms channels
I follow them to stagnant pools

Salt, sweat, crystals crack under my heels

Ground

Glass

Bottles hurled in languid defiance, or out of curiosity perhaps?
Rest; scattered and broken

Silence

Except for the distant hum of traffic that drifts in

Fragments

The crunch of bodies moving across dry earth
Slow limbs – dragged over one another

Variated hues of separating matter

Fine dust blown into low dunes
Sun sucked and bleached from exposure

In a layer of grey silt
An imprint forms around my touch
A lingering indentation
Collapses
Into rich earth, deep longing, emptiness

*

Spears of evening primrose lean in to pass comment
A blanket of shy whispers, hand sewn
I pluck one (its yellow stark against the charcoal palette)
I hold you in my mouth

We converse in low drones
Murmured misgivings and petty anxieties
Swaddled by a fatty tongue

*

You grow in blooming bursts of dust
Whipped up from the ground

Blurred limbs – touching through layers

Raw wool snags on calloused skin, hardened by repetition

Crackling paper unfurls in the wind, rippling out into the vast blue sky.

The body extends into new trajectories

Notes trail off
The whistling ‘o’ of an opening
The question of a breath

Crumpled metal is smoothed out to form a mirror

In which I glimpse you pacing
Searching
Circling

You watch
For where the skin breaks

Hewn moments
Excavated
But without any expectation

*

I feel the weight of you –
Picture you neatly arranged in little display cabinets
Tiny, tidy
An iridescent kingfisher, mis-printed tourism on porcelain, puter, stainless steel

Functionless

*

A reflex, a glance, groggy with sleep
Her absence dawns with the waking sun

A hand strikes the fleshy meat of my thigh
The mark it leaves is the colour of eyelids
I close them against the wind
Against the scattered earth

What have I gathered?

A thimble full of ashes?

Foreign dust?

*

I carry the guilt as I carry the relief
It tugs at my sleeve

Guide me
in divination
of a shared understanding

I want to see where you take me
Maybe you’ll finally reveal your contrition?

Text: Helen Davison